Echt antike Garderoben – wie man sie erkennt und pflegt

Antike Garderobe
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Es ist wahrlich keine leichte Aufgabe, gut erhaltene und gleichzeitig stilvolle Antiquitäten zu einem akzeptablen Preis zu finden.

Vor allem alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Sekretäre, Kommoden, Beistelltische und Garderoben, die nicht nur einem dekorativen Zweck dienen, weisen schon nach wenigen Jahren starke Gebrauchsspuren auf, die ihren Wert langfristig mindern.

Ab wann spricht man von Antiquitäten?

Das Wort Antiquität stammt vom lateinischen „antiquitas“ und bedeutet „Altertum“. Möbel und Dekorationsstücke müssen demnach wesentlich älter sein als ihre gewöhnliche Nutzungsdauer von wenigen Jahren vermuten lässt, um als Antiquität bezeichnet werden zu können. Man geht von einem Mindestalter von 100 Jahren aus, damit Funde sich mit Fug und Recht zu dieser Kategorie zählen lassen.

Kann alles zu einer Antiquität werden?

Theoretisch können alle Möbel und Haushaltsgegenstände sowie Bücher mit der Zeit zu Antiquitäten werden. Bücher, Schriften, Noten und Zeitungen bezeichnet man hingegen als antiquarisch, Kunstgegenstände als Antiken.

Klassische Antiquitäten müssen nicht zwangsläufig Sammelobjekte mit entsprechender handwerklicher oder materieller Qualität gewesen sein. Seltene Werkzeuge, Küchenutensilien oder kleinere Möbel erhalten im Laufe der Zeit Seltenheitswert und steigern damit ihren Verkaufspreis.

Welche Antiquitäten sind besonders begehrt?

Mit Antiquitäten wurde bereits in der Antike gehandelt. Die ersten Antiquitäten waren Skulpturen (vor allem aus Griechenland), die eng in Verbindung mit den damaligen Kaiserreichen und den Religionen standen.

Das Augenmerk von Sammlern verlagerte sich im Laufe der Zeit von Kunstgegenständen über Münzen bis hin zum modernen Antiquitätenhandel, der sich vor allem Altmöbeln widmet. Hier stehen vor allem antike Garderoben verschiedener jüngerer Epochen hoch im Kurs.

Antike Garderobenstile

Alltagsgegenstände, die gleichzeitig einen dekorativen Zweck erfüllten und über die Jahr gut erhalten geblieben sind, können auf Auktionen und bei Sammlern einen hohen Verkaufspreis erzielen. Garderoben wurden oft sehr hochwertig und in Handarbeit hergestellt und verziert oder aus teuren Materialien wie massiven Edelhölzern wie Nussbaum hergestellt.

Garderoben kommen in vielen unterschiedlichen Ausführen daher. Diese reichen vom dezenten Garderobenhaken über Garderoben-Leisten bis hin zu Garderoben-Sets mit Kommoden oder integrierten Bänken.

Garderobenhaken wurden häufig aus Materialien wie Messing oder Gusseisen gefertigt und waren damit langlebig und gleichzeitig vor Rost und Korrosion geschützt. Garderobenhaken konnten separat in kleinen Räumen, neben der Eingangstür oder an Paneelen oder Holzleisten angebracht werden.

Vor allem für große Eingangsbereiche oder bei größeren Familien waren Garderoben-Sets mit passenden Spiegeln, (Schuh-) Schränken oder Kommoden sehr beliebt, die das Ganze komplettierten. Es wurde vor allem darauf geachtet, die Möbel im gleichen Stil und aus den gleichen Materialien anzufertigen und ähnliche Elemente in jedem der Stücke wieder zu finden.

Die Epochen der heute vorhandenen Antiquitäten

Biedermeier

Die zeitliche Zuordnung der Antiquitäten erfolgt häufig mit Bezug zu den kunsthistorischen Epochen.

Es ist jedoch zu beachten, dass sich die Möbelstile nicht in der gleichen Geschwindigkeit wie die Bau- oder Kunststile verändert haben. Einrichtungsgegenstände dieser Zeit wurden für einen Gebrauch über mehrere Jahrzehnte entworfen und haben nichts mit der heutigen kurzlebigen Einrichtungs-Mentalität gemein, bei der jedes Jahr das ein oder andere Stück ausgetauscht wird.

Die meisten heute auf dem Markt befindlichen Antiquitäten stammen aus neunzehnten oder zwanzigsten Jahrhundert.

Das neunzehnte Jahrhundert wurde geprägt von der Biedermeier-Zeit (um 1825 – 1848).

Gefragt waren vor allem schlichte, funktionale Möbel in einem geradlinigen Design. Beliebte Möbel neben wichtigen Sofas und ausladenden Tischen waren Sekretär, Nähtischchen und Vitrinen, um Gas und Porzellan zu präsentieren. Vorrange Materialien waren Kirsche, Birke, Birne, Pappel, Eibe, aber auch dunkles Mahagoni- und Walnuss-Holz. Die Möbel trugen wenige Ornamente und kaum Schnitzereien, da mehr Wert darauf gelegt wurde nicht von der Maserung des Holzes abzulenken. Möbel wurden jedoch oftmals mit Messing- und Bronzebeschlägen verziert.

Jugendstil

Nach einer kurzen, aber nicht prägenden Übergangszeit (Historismus) entwickelte sich der Möbelstil im Jugendstil (1895 – 1910) in die gegenteilige Richtung und verkörperte den Wunsch nach mehr Individualität.

Typische Stilelemente waren Ornamente aus der Tier- und Pflanzenwelt, die auf farbenfrohe Stoffe gedruckt waren, mit denen die Möbel bespannt bzw. gepolstert wurden. Obwohl in der Zeit der industriellen Revolution immer mehr Fabrikmaschinen die Arbeit der Möbelschreiner erleichterten, ist diese Epoche geprägt von individuellem Möbeldesign und verschlungener Ornamentik.

Die bevorzugten Materialien waren dunkle Hölzer wie Mahagoni, Eiche, Nussbaum und Birne, das zusätzlich lasiert oder gebeizt wurde. Als Dekor verwendete man Beschläge aus Gusseisen, Bronze und Stahl in Form von Spiralen, Ranken und Blumen.

Nicht nur das Alter macht den Preis

Neben Alter und Design beeinflusst vor allem der Zustand bzw. der potenziell wiederherzustellende Zustand durch eine Restauration den Preis antiker Möbel. Es gilt vor allem darauf zu achten, den aktuell bezugten Stil antiker Möbel zu finden und gut erhaltene und leicht unterzubringende Möbel zu suchen bzw. anzubieten. Denn je größer das Möbel, desto schwerer wird, es Interessenten hierfür zu finden.

Garderoben hingegen zählen neben Beistell- und Nähtischen zu den gefragtesten Objekten, da sie auch heute noch Verwendung haben und durchaus als Blickfang genutzt werden können.

Die klaren, geradlinigen Elemente des Biedermeier lassen sich auch heute gut mit dem minimalistischen und schnörkellosen „Industrial Design“ kombinieren. Ebenso passen aufwändig verzierte und gedrechselte Holz-Garderoben des Jugendstils zum Aufflammen des britischen „Shabby Chic“.

 

Die richtige Pflege

Damit auch antike Möbel noch viele Jahre in einem guten Zustand bleiben, gilt es für die richtige Umgebung zu sorgen.

Dabei ist bei Holzmöbeln vor allem auf das Raumklima und die Sonneneinstrahlung zu achten.

Für das empfindliche und oftmals unlackierte Holz ist das moderne Raumklima zu trocken. Zudem trocknen Heizungsluft und die Hitze von Holzöfen und Kaminen das Holz aus und führen zu meist irreparablen Rissen. Gleiches geschieht, wenn die Möbelstücke über einen längeren Zeitraum direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Diese sorgt zusätzlich dafür, dass Holz und Politur mit der Zeit ausbleichen. Das ideale Raumklima wird daher durch eine konstante Luftfeuchtigkeit von 50-60 Prozent und eine indirekte Sonneneinstrahlung erreicht.

Vor allem gewachste Möbel sind pflegeleicht und lassen sich regelmäßig mit einem feuchten Tuch einfach reinigen.

Warum überhaupt alte Möbel kaufen?

Viele Liebhaber und Sammler werden bei dieser Frage entsetzt aufhorchen.

Doch vor allem für junge Generationen, die im Überfluss und ständig wechselnden Sortimenten und jährlichen Ikea-Katalogen aufgewachsen sind, wird sich diese Frage früher oder später stellen. Auf den ersten Blick sind Antiquitäten meist alt, klobig und unansehnlich – passen sie doch nicht zum hellen und modernen Angebot vieler Möbelhäuser.

Doch Antiquitäten sind weit mehr als das. Die meist hochwertigen und massiven Möbel sind besonders langlebig und mit viel Liebe zum Detail entstanden. Es handelt sich hier um Einzelstücke, die eine ganz eigene Geschichte verkörpern und zu als Blickfang inmitten einer modernen (und austauschbaren) Einrichtung genutzt werden können.

Zumal gerade der Aspekt der Langlebigkeit wieder an Bedeutung gewinnt.

Antikes erhalten oder Mut zum Upcycling?

Viele Künstler, Sammler und Weltverbesserer setzen gerade heute mehr auf Nachhaltigkeit denn je. Dabei bestehen die einen darauf, den individuellen Stil der Einzelstücke wiederherzustellen und möglichst lange zu erhalten, während die anderen bereit sind, den etwas in die Jahre gekommenen Einrichtungsgegenständen neues Leben einzuhauchen.

Dieses „Leben einhauchen“ kann dabei auf ganz unterschiedliche Arten geschehen: In vielen Fällen ist es vor allem bei kleinen Möbelstücken bereits mit einer neuen Schicht Farbe bzw. Lack oder der Restaurierung der Oberfläche und Beschläge getan, um dem Möbel zu neuem Glanz zu verhelfen.

Ganz Mutige wagen sich aber auch an die grundlegende Veränderung der Möbel und nutzen sie als Ausgangsmaterial für neue Projekte.

So ließe sich aus einer antiken Paneelen-Garderobe mit wenig Zubehör eine Bank oder ein Regal fertigen, das mit den gusseisernen Beschlägen und Haken von Tassen, Geschirr oder Büchern eine neue Präsentationsfläche für viele Alltagsgegenstände bietet.

Fazit

Antike Möbel sind oftmals Einzelstücke, die durch viel Liebe und Pflege über Jahrzehnte von ihren Besitzern in Schuss gehalten wurden. Das macht sich auch im Preis bemerkbar, denn gut erhaltene Antiquitäten vom Händler sind keine Schnäppchen.

Doch egal ob es sich um familiäre Erinnerungs-/Erbstücke, Kunst oder Alltagsgegenstände handelt, sie bergen alle ein Stück Geschichte, für das es sich lohnt die Möbel mit Respekt zu behandeln.

 

Antike Möbelstile

https://www.antikmitstil.com/service/ratgeber/stile-epochen-stilepochen.html

Möbeldesign im Laufe der Zeit

https://www.haus.de/einrichten/wissenswertes-ueber-die-geschichte-des-moebeldesigns#a-237671-mbeldesign-im-biedermeier-um-1825-1848

Merkmale unterschiedlicher Möbelstile

https://www.wohnmoebel-blog.de/einrichtungsstile/371-moebelstile-erkennen

Antiquitäten richtig pflegen

https://www.wohnmoebel-blog.de/antike-moebel/248-wie-pflege-ich-antike-moebel